Depression verstehen lernen – Dein erster Schritt nach vorne
Im Laufe seines Lebens ist fast jeder Vierte von einer Depression betroffen. Trotzdem kursieren noch immer zahlreiche Mythen und Vorurteile. Zum Beispiel “Das sind doch einfach nur ein paar schlechte Tage, das gibt sich von alleine!”, “Depressionen sind reine Kopfsache!” oder “Einmal depressiv, immer depressiv!”
Solche Irrtümer können dazu führen, dass wir uns Selbstvorwürfe machen, wenn wir selbst einmal an einer depressiven Episode erkranken, Merkmale einer Depression gar nicht erst erkennen oder Unterstützung ablehnen und versuchen, ganz alleine aus der Depression zu finden.
Wissen ist Macht – das gilt auch bei depressiven Episoden!
Wollen wir gegen eine Depression angehen, müssen wir sie erst einmal verstehen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir die Merkmale einer Depression überhaupt kennen und dass wir sie bei uns selbst bemerken und richtig einschätzen.
Depressionen zu verstehen kann uns auch dabei helfen, für das, was gerade in uns vorgeht Worte zu finden. So können wir etwa in unserer Partnerschaft, bei Freunden oder unserer Familie besser erklären, was mit uns los ist und so mehr Verständnis finden. Auch wenn wir professionelle Hilfe suchen, bei einem ärztlichen Gespräch oder einer Psychotherapie, können wir uns dem Gegenüber besser verständlich machen.
Und vielleicht der wichtigste Grund, sich Wissen über Depression anzueignen: Es kann uns dabei helfen, uns nicht mehr hilflos zu fühlen, sondern wieder Kontrolle zu erleben. Kennen wir Merkmale, Erklärungen und Hintergründe der Depression, werden wir zu Experten für unser Erleben und können wieder selbst das Steuer übernehmen.
Was macht eine Depression zur Depression?
Wir sprechen in der Medizin und Psychologie meist von einer “depressiven Episode”, nicht von einer Depression. Denn Depressionen tauchen in Phasen auf. Der Mythos “einmal depressiv, immer depressiv” ist also Unsinn. Zwar gibt es auch chronische Formen depressiver Erkrankungen, diese sind jedoch viel seltener. Die meisten depressiven Episoden halten ohne Behandlung im Schnitt etwa sechs bis neun Monate an. Mit einer professionellen Behandlung kann die Dauer verkürzt werden und auch das Risiko für zukünftige depressive Phasen gesenkt werden.
Nach den internationalen Kriterien der Weltgesundheitsorganisation müssen die Merkmale einer depressiven Phase außerdem mindestens zwei Wochen anhalten, um die Kriterien zu erfüllen. Eine depressive Episode ist mehr als nur “ein paar schlechte Tage”.
In den gleichen Kriterien sind auch die sogenannten Kern- und Zusatzsymptome beschrieben, die zur depressiven Episode gehören. Diese enthalten neben Veränderungen in unseren Gedanken und Gefühlen auch körperliche Probleme. Depressionen sind nicht nur “Kopfsache”, sie betreffen unseren ganzen Organismus.
Kernsymptome:
- Antriebslosigkeit
- Verlust von Freude und Interesse
- Niedergeschlagenheit und gedrückte Stimmung
Zusatzsymptome:
- Konzentrationsverlust
- Vermindertes Selbstvertrauen
- Schuldgefühle
- Pessimistische Gedanken, negative Zukunftsperspektive
- Verlust von Lebensfreude, Suizidgedanken
- Schlafstörungen
- Veränderungen im Appetit
Die Anzahl der Kern- und Zusatzsymptome bestimmt, ob die depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer klassifiziert wird. Diese Einteilung ist wichtig, da sich auch die Behandlungsempfehlungen je nach Schweregrad unterscheiden.
Zu bestimmen, ob ein Symptom vorliegt, ist gar nicht so leicht. Dafür gibt es wissenschaftlich entwickelte Tests. Eine gesicherte Diagnose kann aber nur von einer ärztlichen oder psychotherapeutischen Fachperson gestellt werden.
Wo kann ich mehr über Depression erfahren?
Möchtest du mehr zu den Symptomen, Erklärungen und Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen erfahren, solltest du genau auf die Quellen achten. Gerade zum Thema psychische Erkrankungen gibt es viel Halbwissen oder auch komplett falsche, unseriöse Informationen. Hier sind einige vertrauensvolle Quellen.
Für Betroffene und Angehörige:
- Ratgeber Depression: Informationen für Betroffene und Angehörige (Martin Hautzinger)
In diesem Buch geht es zwar manchmal recht fachlich zu, dafür findest du hier den neuesten wissenschaftlichen Stand aus der Forschung und Psychotherapie. - Mein schwarzer Hund: Wie ich meine Depression an die Leine legte (Matthew Johnstone)
Mit sehr eindrücklichen Bildern zeigt der Autor in “mein schwarzer Hund”, wie das Leben mit Depression sich für Betroffene anfühlen kann. - Ratgeber Chronische Depression: Informationen für Betroffene und Angehörige (Larissa Wolkenstein, Martin Hautzinger)
Möchtest du mehr zum Thema chronische Depression erfahren, könnte dir dieses Buch eine Hilfe sein.
Vereine, die sich mit dem Thema Depression befassen:
Berichte von Betroffenen:
Zahlreiche Blogs und YouTube-Kanäle widmen sich diesem Thema. Die Erfahrungen anderer Menschen zu lesen kann dir dabei helfen, zu sehen, dass du nicht alleine bist.
Wie hilft Moodpath dabei, Depression besser zu verstehen?
Möchtest du dich nicht ganz “alleine” mit dem Thema Depression befassen, kann Moodpath ein hilfreicher Begleiter sein. Dabei hast du unterschiedliche Möglichkeiten, dich mit dem Thema Depression allgemein und deinem ganz individuellen Erleben zu beschäftigen.
Du erhältst jeden Tag drei Frageblöcke zu Anzeichen von Depression: Fühlst du dich gerade niedergeschlagen? Wie steht es gerade um deinen Selbstwert? Und wie hast du gestern geschlafen? Für einen Moment kannst du in dich hineinhorchen und schauen, ob dir im Moment Symptome der Depression zu schaffen machen. Moodpath merkt sich deine Antworten und speichert sie in einem Tagebuch. Erkennt die App, dass ein Symptom vorliegt, erhältst du persönlich zugeschnittene Einblicke und Anregungen dazu, wie du mit diesen Beschwerden umgehen kannst.
In Kursen kannst du mehr zum Thema Depression erfahren: Wie zeigt sie sich in den Gedanken, Gefühlen, im Körper und Verhalten? Wie wird sie aus biologischer, genetischer und psychologischer Sicht erklärt? Und welche unterschiedlichen medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungen gibt es?
Nach 14 Tagen wertet die App nach wissenschaftlichen Kriterien aus, ob Hinweise auf eine depressive Episode vorliegen. Zusätzlich werden alle Symptome, die vorliegen, kurz erklärt und du erhältst Empfehlungen für die weitere Behandlung. Entschließt du dich dazu, ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe aufzusuchen, kannst du deine Ergebnisse als “Arztbrief” runterladen, ausdrucken und zum Erstgespräch mitnehmen. Weil gerade dieser erste Schritt der schwierigste sein kann, kann der Brief dir dabei helfen, ins Gespräch zu kommen und die richtige Unterstützung zu erhalten.