Wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt, um über psychische Probleme zu reden?
Wir sind The Ocean In Your Mind, ein gemeinnütziger Verein mit der Vision Menschen mit Depressionen, Süchten und selbstverletzendem Verhalten zu helfen. Unser Traum ist es, dass Menschen ihre Ängste überwinden und ihre Geschichte erzählen.
Wir wollen erleben wie Menschen anfangen sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Wir wollen von Erfolgen erzählen und uns gegenseitig Hoffnung machen.
Wir wollen Mut machen Hilfe zu suchen und anzunehmen.
Wir wollen zeigen, dass niemand alleine ist.
Heute soll es darum gehen, wann eigentlich der richtige Zeitpunkt ist, um über psychische Probleme zu reden.
Kennst du dieses Gefühl? Egal, ob Du gerade eine neue Freundschaft aufbaust oder jemanden kennenlernst, der dir gefällt, da ist immer dieses eine Thema, dass dir im Hinterkopf sitzt. Die Bombe, die zu platzen droht, wenn du einmal anfängst dich zu öffnen und alle „Abgründe“ zu offenbaren. Du hast Angst, dass die Person, die du kennengelernt hast, dich danach nicht mehr mit denselben Augen ansehen kann wie bisher. Angst davor, verurteilt oder abgestoßen zu werden.
Vielleicht spürst du aber auch auf der anderen Seite den Drang, dein Problem am liebsten herauszuschreien, weil du ein Ventil benötigst, dass den unerträglichen Druck erleichtert. Eigentlich möchtest du, dass keiner davon weiß – andererseits würdest du dir am liebsten einen Zettel auf die Stirn kleben, der das Offensichtliche ausspricht.
Es lohnt sich, dich der Unterhaltung zu stellen – und das am Besten so früh wie möglich. Dein Gegenüber sollte wissen, was in deinem Kopf vorgeht und warum du in manchen Situationen Schwierigkeiten hast. Andererseits ist auch wichtig, dass du dich den richtigen Menschen anvertraust und nicht an den falschen Ecken Rat suchst. Wann ist also ein geeigneter Zeitpunkt dafür?!
Je früher, desto besser
Generell ist es ratsam, lieber zu früh als zu spät über das zu reden, was in dir vorgeht. Wenn nicht, kann es passieren, dass du in der Rolle, die du dir antrainiert hast, stecken bleibst. Oder dass du den Eindruck erweckst, bewusst etwas verheimlicht zu haben. Doch viel wichtiger ist, dass es dir hilft, wenn du beginnst, über deine Probleme zu reden.
Ich kenne das selbst. Bei mir ist es zum Beispiel so, wenn ich in eine neue Lebenssituation komme. Denn immer dann bietet sich die Möglichkeit, in eine neue „Rolle“ zu schlüpfen. Diesmal muss ja keiner mitkriegen, wie ängstlich ich in manchen Situationen bin. Vielleicht schaffe ich es ja dann, dass dieser Teil von mir sich von selbst in Luft auflöst, weil ich ihn einfach nicht mehr zulasse.
Doch wenn ich dann Menschen näher kennenlerne wird schnell klar, dass ich in gewissen Momenten einfach besonderen Herausforderungen ausgesetzt bin. Und darauf müssen andere eben Rücksicht nehmen. Sei es, dass ich bei einem Konzert eben nicht unbefangen in die Tiefen der Menge eintauchen kann, ohne Platzangst zu bekommen oder dass ich vor einer wichtigen Präsentation zu Panik neige. Es gibt diesen Teil von mir und andere können mir aus solchen Momenten hinaus helfen, wenn ich ihnen die Chance dazu gebe.
Zu sprechen befreit dich
Darüber zu reden, zeigt mir immer wieder neu auf, dass das, was ich mir im Kopf zusammen spinne gar nicht so wild ist. Es zeigt mir, dass andere für mich da sind, selbst wenn ich in Panik gerate oder mal etwas von dem eintritt, worüber ich mir Sorgen mache. Wenn ich mich zu lang in meinen eigenen Gedanken bade, biege ich immer weiter in die falsche Richtung ab und verliere die Rationalität.
Was auch immer gerade deine Herausforderung ist, gerade das erste Mal darüber zu sprechen ist sehr schwer. Schließlich wollen wir alle nicht die Menschen um uns überfordern oder vor den Kopf stoßen. Es kann auch sein, dass die Reaktion zunächst einmal nicht so ausfällt, wie du es vielleicht gebraucht oder dir gewünscht hättest.
Gib deinem Gegenüber Zeit, vielleicht hat er oder sie zuvor noch nie eine solche Konfrontation gehabt und braucht selbst erst mal eine Möglichkeit damit umzugehen. Doch darüber zu reden ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Und es gibt Beziehungen mehr Tiefe. Wie sollen wir echte, tiefe Beziehungen führen, wenn ein Teil von uns immer im Verborgenen liegt?
Fang klein an
Vielleicht schleppst du schon seit langem eine psychische Erkrankung mit dir herum, die du erfolgreich vor deinen Freunden/deinem Partner oder deiner Familie versteckt hast. Die Mauer, die du dir aufgebaut hast, ist schon so groß, dass du gar nicht mehr weißt, wo du eigentlich anfangen sollst sie einzubrechen. Mein Tipp für dich ist, klein anzufangen.
Du musst nicht gleich in die ganze Welt hinausschreien, was dein Problem ist. Überlege dir zunächst eine Person, der du wirklich vertraust. Und dann sprich mit ihr. Danach öffnen sich neue Türen. Wichtig ist, dass du dich auf den Weg begibst. Du bist mutig und stark, auch wenn du es selbst gerade noch nicht glauben kannst. Gib anderen die Chance für dich da zu sein. Denn du bist nicht allein und es gibt Hoffnung. Da sind Hände, die dich halten wollen. Trau dich, sie anzunehmen.
Aber wie geht es weiter?
An wen kannst du dich wenden? Unter Hilfe findest du Informationen, wie die erfolgreiche Suche nach professioneller Hilfe funktioniert. Außerdem kannst du dir im Hilfsangebote-Finder Unterstützung in Form von Beratungsstellen, Kliniken und Hilfe in akuten Notfällen heraussuchen.