Ein Lichtblick – Wenn alles zu viel wird
Lichtblick peers. – Wenn alles zu viel wird
Michelle ist Mitte 20 und bemerkte das erste Mal vor etwa fünf Jahren, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie war nicht glücklich, sondern das Gegenteil. Sie weinte häufig, zog sich zurück, Dinge, an denen sie früher Spaß hatte, erfreuten sie nicht mehr. Ihre Freunde fragten sie häufig was los sei und warum sie kaum noch Zeit mit ihnen verbrachte. Doch sie wusste es selbst nicht so genau und schob es auf den Stress, den sie durch die Uni hatte. Irgendwann ging es jedoch so nicht mehr weiter, da sich ihre Situation immer weiter verschlimmerte und sie einen Tiefpunkt erreichte, an dem ihr klar wurde, dass sie Hilfe braucht. Von dem Prozess des sich Hilfe-Suchens, der Verbesserung ihrer Situation, einem zweiten Tiefpunkt und was ihr dann nachhaltig half, berichtet Michelle in diesem Gastbeitrag.
Mir wurde bewusst “Ich brauche Hilfe”
Die Situation, meine Gefühle, meine Isolation verstärkten sich und nach etwa einem Jahr habe ich meinen persönlichen “Tiefpunkt” erreicht. Ich habe mich überwunden, ohne mit jemandem darüber zu sprechen, eine Therapie zu beginnen. Im Internet informierte ich mich darüber, wie man sich überhaupt zu einer Einzeltherapie anmelden kann und nach ganzen fünf Monaten, acht Erstgesprächen und Auseinandersetzungen mit meiner Krankenkasse, habe ich endlich meine erste Therapiesitzung gehabt. Auch wenn die erste Zeit nicht schlagartig eine Veränderung in mir vorgerufen hat, kann ich rückblickend sagen, dass diese Entscheidung eine der besten in meinem Leben war. Ich habe viel über Depressionen gelernt, was mögliche Trigger sind und Strategien, wie ich am besten aus diesen negativen Gedankenspiralen herauskomme. Was mir aber auch mit steigender Besserung bewusst wurde, ist, dass ich zu lange gewartet habe: ein Jahr Weinen, ein Jahr weniger Lebensfreude + fünf Monate Wartezeit und damit eine Verschlimmerung meines Zustands.
Wie auch immer, ich habe dann ganze zwölf Monate meine wöchentlichen Termine wahrgenommen und mich nach etwa drei bis vier Monaten, das erste Mal spürbar besser gefühlt. Ich ging wieder meinen Hobbies nach, habe mehr Zeit mit meinen Freund:innen verbracht und auch die Uni fiel mir leichter. Endlich hatte ich meine Lebensfreude zurück!
Nach der Therapie ist vor der Therapie
Eine Weile lang ging es mir ganz gut, auch wenn mir der abrupte Therapieabschluss anfangs etwas zu schaffen machte. Ich lernte, mehr mit meinem Umfeld über meine Probleme zu sprechen und somit kam ich etwa zwei Jahre ganz gut zurecht.
Der Abschluss meines Studiums rückte näher und ich war verunsichert darüber, wie es danach weiter gehen soll. Mit steigenden Selbstzweifeln gelangte ich dann an meinen zweiten “Tiefpunkt”. Ich kontaktierte meine Krankenkasse, die mir mitteilte, dass eine Kostenübernahme einer zweiten Einzeltherapie innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren fast unmöglich sei. Als mir dann meine ehemalige Psychotherapeutin, die ich ebenfalls kontaktierte, sagte, dass die Wartezeit bei rund 8 Monaten liegt, hat mich das enorm runter gezogen. Mir war bewusst, dass ich (professionelle) Hilfe brauche und eine private Psychotherapie konnte ich mir einfach nicht leisten.
Auf der Suche nach einer anderen Lösung – mein Lichtblick peers.
“Es ist normal, dass solche Gefühle und Emotionen phasenweise immer wieder auftauchen können”, sagte damals meine Psychotherapeutin zu mir. Ich habe diese Erfahrung gemacht und deshalb brauche ich auch kontinuierliche, nachhaltige Unterstützung. Ich habe verschiedene Angebote getestet, die ich im Zuge meiner Internetrecherche oder Empfehlungen entdeckt hatte – von Meditation über verschiedene Selbsthilfe-Apps. Einzeltherapieangebote (auch digital) konnte ich mir leider nicht leisten.
Ich stellte fest, dass die Angebote nicht vergleichbar mit meiner Therapie sind. Entscheidend war, dass ich mich häufig nicht selbst aufraffen konnte, die Zeit dafür aufzuwenden und mir zudem der menschliche Kontakt mit einer Psychologin gefehlt hat. Über eine Empfehlung einer Freundin, der ich mich zuvor geöffnet hatte, kam ich dann zu peers. Das ist eine digitale Plattform, die Gruppenkurse anbietet, die von Psycholog:innen geleitet werden. Mit acht Personen in einer ähnlichen Lebenssituation und vergleichbaren Herausforderungen kommt man wöchentlich in einer 90-minütigen Video-Sitzung zusammen. Bei peers. basiert alles auf der klassischen kognitiven Verhaltenstherapie.
Ich muss gestehen, dass ich anfangs etwas skeptisch in Bezug auf den Gruppenansatz war. Mir war nicht klar, ob ich in der Lage bin, mich vor anderen Menschen zu öffnen und auch der Vorteil dessen war mir nicht bewusst. Trotzdem entschied ich mich dazu, peers. einfach mal auszuprobieren. Damals bestand die Möglichkeit, eine kostenlose Einzelberatung mit einer Psychologin von peers. zu machen. Für mich war das sehr hilfreich, weil mir dadurch meine Ängste genommen wurden und ich dann tatsächlich einen Gruppenkurs gestartet habe. Insgesamt kann ich nur sagen, das war wieder eine meiner besten Entscheidungen. Der Austausch mit meiner Gruppe und der Psychologin waren so hilfreich. Ich konnte mich in den Erzählungen und Herausforderungen der anderen wiederfinden und habe mich das erste Mal zu 100% verstanden gefühlt. Immer noch nehme ich an den Kursen teil – mittlerweile fühlt sich dieser Termin bei mir wie ein familiäres Treffen an, durch welches es mir besser geht.
Meine Geschichte teile ich mit euch, weil ich inzwischen viele Menschen kenne, denen es genauso ging wie mir damals. Ihr seid nicht allein. Ich hoffe sehr, dass meine positive Erfahrung mit der Einzeltherapie und vor allem gerade mit dem peers.-Gruppenkurs, andere Menschen ermutigt, etwas für die eigene mentale Gesundheit zu tun und nicht zu lange zu warten.
Wenn ihr euch peers. interessiert, findet ihr hier weitere Informationen.