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Schon davon gehört? Julia über „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky

Foto: Julia Martin

Wie sich psychische Erkrankungen anfühlen, das ist manchmal ganz schön schwer zu beschreiben. Für Außenstehende bleiben sie oft unsichtbar oder werden nicht ernst genommen. Dabei ist es durchaus möglich, zumindest ein bisschen besser zu verstehen, wie sich Menschen mit Depressionen, Angststörungen oder anderen psychischen Erkrankungen fühlen – zum Beispiel dank der vielen Autor:innen, Filmemacher:innen und Künstler:innen. In unserer Reihe „Schon davon gehört?“ teilen wir deshalb Bücher, Musik, Filme oder Serien, die uns persönlich berühren und von denen wir glauben, dass mehr Menschen sie kennen sollten.

“Man kann sich die Abenteuer, für die man gemacht ist, nicht immer aussuchen.”
– Mariana Leky

In “Was man von hier aus sehen kann” von Mariana Leky geht es um die ganz großen Themen im Leben – Trauer, Liebe, Depressionen, den Sinn des Lebens. Und natürlich um Okapis. Diese außergewöhnlichen Tiere erscheinen nämlich Dorfbewohnerin Selma, immer dann im Traum, wenn am nächsten Tag jemand aus der Dorfgemeinschaft stirbt. Da sie allerdings nie weiß, um wen es sich handelt, erzählt das Buch davon, wie die Bewohner:innen mit ihrem sich potentiell nahenden Tod umgehen. Sie überlegen was sie davor noch unbedingt erledigen möchten, mit wem sie sprechen und welche Geheimnisse sie aufklären wollen. Und schließlich geht es darum, wie sie damit umgehen, wenn es jemanden aus ihrer Mitte trifft, mit dem niemand gerechnet hat. 

Mariana Leky schafft es, mit Hilfe einer kleinen Dorfgemeinschaft im Westerwald voller eigenwilliger, liebenswürdiger Charaktere, alles, was das Leben ausmacht, im Guten wie im Schlechten, in ein Buch zu verpacken. Auf eine sensible Art und Weise erzählt sie von Trauer und Trauerbewältigung, von der Suche nach dem Sinn des Lebens, von Depressionen und Alkoholismus, aber auch von Liebe, Freundschaft und wie es sich anfühlt, den momentan richtigen Weg im Leben gefunden zu haben. All das vermittelt die Autorin mithilfe eines wunderschönen Schreibstils, der es durch eigentlich simple Sprachbilder und Metaphorik schafft, die Leser:innen emotional tief zu berühren.

“Was man von hier aus sehen kann” ist ein Buch, das wirklich jede:r gelesen haben sollte. Vor allem aber sollte man danach greifen, wenn man sich gerade verloren, traurig oder vom Leben komplett überfordert fühlt. Denn dieses Buch vermittelt seinen Leser:innen: Es ist möglich, auch aus der tiefsten Krise, der tiefsten Trauer wieder herauszufinden und – auch wenn es manchmal länger dauert – den richtigen Weg im Leben zu finden.

Erschienen bei Dumont | 320 Seiten | 13 Euro | Mehr Info

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