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Phil-osophie am Freitag

Heute ist Freitag, das ist schonmal eine feine Sache.
Heute ist Frühlingsanfang! Wahoo!

Heute können wir uns alle weinend in den Armen liegen. Und zwar vor Glück!

Der Winter ist rum. Zumindest meteorologisch ist heute der erste Tag des Frühlings! Das bedeutet, der dunkelste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnung liegt hinter uns, und es ist Zeit, die Hormone und die Sonnencreme auszupacken und mit beiden eine Runde um den Block zu ziehen! Der erste März ist interessanterweise außerdem eine wahre Schatzkiste für Kolumnenschreiber! Es ist ein krasser Tag. Jetzt mal so weltgeschichtlich betrachtet. Und drunter machen wirs ja nicht. Wenn man sich die ersten Märze der Geschichte mal anschaut, findet (fast) jeder etwas, das es sich zu feiern lohnt. Dieser Tag hat einiges zu bieten. Generell ist der erste März ein Tag des Lichts! Nicht nur, weil endlich der Frühling beginnt (aber sowas von. Sagte ich es schon? Nein? Dann jetzt: Wahooooo!), sondern auch elektrisch betrachtet: Wie schon erwähnt, war dieser Winter der dunkelste aller Zeiten, zumindest seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Aber das ist jetzt vorbei. Der Grund, warum uns die Dunkelheit zumindest etwas weniger belastet hat, als dies noch vor 135 Jahren der Fall war, könnte sein, dass heute vor 134 Jahren Werner von Siemens die erste elektrische Straßenlampe installierte. Und zwar an seinem eigenen Haus. Mag ein bisschen eigennützig erscheinen, ist aber nicht schlimm, denn schon weniger als 1 Jahr später stattete Berlin die erste komplette Straße mit elektrischer Beleuchtung aus. Sowas brauchen wir jetzt aber erstmal nur noch nachts. Ist ja Frühling! (Wahooo!)

Genießen Sie jede Stunde der nun kommenden längeren, helleren und langsam auch wärmer werdenden Tage! Ohne jetzt Werbung machen zu wollen, könnten Sie die glücklichen Stunden der kommenden Monate aus Sentimentalität einfach mal auf Ihrer alten Swatch zählen. Heute vor 30 Jahren wurde diese Uhr nämlich erstmals in der Schweiz präsentiert und startete ihren Siegeszug als modische UND günstige Variante des Zeitmessers. Vielleicht planen Sie fürs kommende Wochenende aber auch einfach einen kleinen Ausflug. Nach Helgoland zum Beispiel! Das beste daran: seit heute vor 51 Jahren brauchen Sie dafür nicht mal mehr Ihren Reisepass! Denn Helgoland wurde heute vor 51 JaHren von den Engländern an Deutschland zurückgegeben. Und auch wenn Sie eher wenig seefest sind, können Sie heutzutage ganz sicher mit dem Flugzeug auf die einzige deutsche Hochseeinsel fliegen. Heute vor 101 Jahren sprang nämlich Albert Berry als erster Mensch der Welt mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug. Als er dieses Abenteuer einen Tag später wiederholte, war er – welch Wunder – sofort der erste Mensch, der zweimal aus einem fliegenden Flugzeug gesprungen war! Und sollten Sie irgendwann mal Kandidat bei „Wer wird Millionär“ sein, könnte Ihnen diese Information etwas nützen: Helgoland gehört zum Kreis Pinneberg. In Pinneberg gibt es eigentlich nichts Weltbewegendes zu erleben. Das braucht es auch gar nicht, schließlich liegt Pinneberg in Holstein und ist damit automatisch wunderschön. Einmal im Jahr pilgern allerdings Unmengen von Touristen nach Pinneberg, um das weltberühmte Jazzvestival zu erleben. Das sollten Sie für dieses Jahr im August mal einplanen. Sie bekommen dort feinsten Jazz auf die Ohren. Zum Beispiel auch Songs und Arrangements von Glenn Miller, Walter Davis oder Harry Belafonte.

Diese drei haben übrigens heute Geburtstag. Das freut allerdings am meisten Harry Belafonte. Er ist der einzige der drei, mit dem Sie heute auf seinen Geburtstag anstoßen können. Denn er lebt noch! Und Harry Belafonte hat wirklich eine interessante Lebensgeschichte. Er wuchs in dem damaligen Schwarzenghetto Harlem auf und gehörte während des 2. Weltkriegs der US Navy an. Kurz bevor er in den Krieg zog besuchte er ein „Negertheater“. Das hieß wirklich so und war der einzige Ort, an dem farbige Künstler im Theater auftreten durften. Auf den großen Bühnen war es noch üblich, dass der „Mohr“ ein weißer Schauspieler war, der mit Kohle das Gesicht geschwärzt bekam. Völlig absurd. Nach diesem Besuch beschloss er, Schauspieler zu werden! Was für ein Glück für uns – und wie schön dass es 1940 endlich eine Oscarverleihung gab, in deren Folge auch farbige Künstler die Anerkennung erhielten, die sie verdienten: Heute vor 51 Jahren wurde nämlich die großartige Hattie McDaniel für Ihre Rolle als „Mammy“ in „vom Winde verweht“ als erste Afroamerikanerin mit dem Oscar ausgezeichnet! Wie schwierig die Situation damals für farbige Künstler war, erkennt man auch daran, dass Harry Belafonte später der erste „nicht weiße“ Entertainer war, der den „Emmy“ erhielt. Und das war erst 1960. Harry Belafonte begann seine Karriere als Schauspieler, wechselte später jedoch immer mehr ins Musikalische. Erst brachte er dem irritierten Durchschnittsamerikaner karibische Musik und Calypso nahe, später verhalf er Miriam Makeba, Nana Mouskouri und Bob Dylan zu Bekanntheit. Harry Belafonte wurde der erste „Weltmusiker“. Obwohl Belafonte nach eigenen Angaben dem Alkohol nicht abgeneigt war, ist ein alkoholfreier Cocktail, der „Banana Belafonte“ nach ihm benannt. Das ist in jedem Fall ein guter Begleiter zu seinem ersten großen Hit „Banana Boat“ – übrigens ein Spitzensong um den Frühling (Wahooo!) einzuläuten – und gut für die Leber ist es auch!

Apropos Leber. Die Leber galt ja bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als quasi nicht transplantierbares Organ und eine fortgeschrittene Lebererkrankung war lange Zeit unheilbar und kam dadurch einem Todesurteil gleich. Das änderte sich heute vor 50 Jahren, als Thomas Starzl in Denver erstmals erfolgreich eine Leber transplantierte! Der 1. März 2013 ist also ein guter Tag, um sich endlich einen Organspendeausweis zuzulegen. Eine wahre Welle neuer Registrierungen in der amerikanischen Organspendedatei löste übrigens Justin Bieber letztes Jahr im Januar aus. Genau in diesem Moment habe ich übrigens ein Abendessen verloren. Ich hatte geschworen, dass ich nie, nie, nie etwas über Justin Bieber schreiben würde. Allerdings, das muss sogar ich, der ich eigentlich Musikliebhaber bin, dem Bengel zugestehen: er hat damit vielen Menschen etwas sehr Gutes getan und vermutlich sogar Leben gerettet. Und das ist auf jeden Fall besser, als auf Ke$ha zu hören, die – zumindest behauptet sie das in ihren Liedern – ihre Zähne gerne mal mit einer Flasche Jack Daniels putzt. Vielleicht bekommt sie ja eines Tages eine Leber gespendet – von einem Justin Bieber Fan. Und auch wenn Ke$ha mit Sicherheit nicht dem weiblichen Idealbild entsprach, dass Sandro Botticelli in seinen zeitlosen und beeindruckenden Werken als einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance malte, so haben alle drei doch am gleichen Tag Geburtstag und somit zumindest etwas gemeinsam. Raten Sie mal, was an diesem Tag noch ist? Richtig! Frühlingsanfang. (Wahoo!)

Sollten Sie also bereits frühlingsbedingt hormontrunken auf der Suche nach einem Partner für den Sommer oder gleich fürs Leben sein, können Sie heute leicht ein Gespräch beginnen – und haben gleich noch eine Geschichte dazu parat. Egal, ob im Flugzeug, auf Helgoland, im Reisebüro, in der Kunstausstellung, beim Jazzfestival, in der Disco oder bei der Aufforderung, einen Organspendeausweis auszufüllen. Die Themen liegen heute auf der Straße. Und wenn es bis Abend nicht klappt, stellen Sie sich einfach unter eine Straßenlaterne und weisen Sie die vorbeiflanierenden Zielpersonen darauf hin, dass man Sie heute vor 135 Jahren nicht hätte sehen können.

Einen sauschönen Frühlingsanfang (Wahooo!) wünscht
Philipp S. Holstein

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Unser Kolumnist Dr. Phil ist auch bekannt als Autor Philipp S. Holstein und hat das Buch “Glücklich werden ohne Ratgeber. Ein Ratgeber” geschrieben.

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